top of page

Rollentausch




Ziemlich genau drei Jahre nach der Knie OP meiner Hündin Yoga stand fest, dass die eingesetzte Platte wieder entfernt werden muss. Sie dürfte sich ein wenig gelockert haben und am Knochen reiben. Da mir meine Hündin deutlich zeigt, dass sie Schmerzen hat, muss schnell eine Lösung gefunden werden.


Nach intensiven Gesprächen mit Experten habe ich den Entschluss gefasst, dass ein weiterer Eingriff unumgänglich ist. Eine dauerhafte Behandlung mit Schmerzmitteln bzw. Entzündungshemmern ist jedenfalls keine Alternative.


Alle erforderlichen Voruntersuchungen – ein großes Blutbild, ein Bauch- sowie Herzultraschall – sind abgeschlossen und die Freigabe für die OP kann erteilt werden. Am Abend vor dem geplanten OP-Termin nehme ich eine deutliche Anspannung wahr. Wahrscheinlich genau jene Gedanken, die auch allen anderen Besitzern von Tieren vor so einem Ereignis durch den Kopf schießen, beschäftigen auch mich. Es gelingt mir nur mäßig mich abzulenken …. Gegen Mitternacht gibt es die letzte Mahlzeit, denn die OP beginnt bereits um 8.30.


In meinem Beisein bekommt Yoga die Spritze für die Narkose. Langsam wird sie müde und schläft nach kurzer Zeit tief ein. Zwei Mitarbeiter der Tierklinik holen meine Hündin ab. Die Dauer des Eingriffs wurde mit ca. einer Stunde festgesetzt. Die Wartezeit, bis ich wieder zu meiner Hündin durfte, verging nur sehr langsam.


Ich setzte mich zu ihr am Boden und streichelte sie. Ihre Atmung war tief und regelmäßig. Nach einiger Zeit öffnete sie die Augen, wedelte freudig mit dem Schwanz, wirkte aber dennoch orientierungslos. Wir verbrachten noch einige Zeit im Aufwachzimmer, bevor Yoga mit wackeligen Beinen zum Auto ging und wir die Heimreise antraten. Das hintere rechte Bein war von der Pfote bis zum Oberschenkel in einen festen Verband eingepackt.


Vollkommen überzeugt davon, dass mein kleiner Patient viel zu müde sei, um an der Wunde zu lecken, platzierte ich sie in ihrer Box. In der Meinung sie gut verwahrt zu haben, machteich mit meinem Rüden Fin einen Spaziergang.


Knapp zwei Stunden später sah ich das Ergebnis…. Der zuvor stabil wirkende Verband bestand nur noch aus vielen kleinen Einzelteilen, die im ganzen Haus verstreut lagen. Yoga konnte nun ungehindert an die Wunde gelangen. Genau jetzt denke ich an das, was ich meinen Patientenbesitzern nach einer OP immer mit auf den Weg gebe – „bitte dem Hund den Trichter geben, sobald er unbeaufsichtigt ist! Das Schlecken an der Wunde verzögert die Heilung massiv!“


Es kam, wie es kommen musste, denn die Wunde blutete stark …. Ich legte einen Druckverband an, um die Blutung zu stoppen. Wie zu erwarten war, hielt meine Hündin nur wenig von meiner Idee und zeigte mir ihren Unmut, indem sie ihr Bein nicht stillhielt. Das Blut verteilte sich über meine Hose und Yogas Decke. Der Anblick war definitiv nicht schön ….


Ich legte meiner Hündin den Trichter an und begann die Blutspuren zu beseitigen.

Comentarios


bottom of page